Göbricher Bauernaufstand 36km, 410hm
Göbricher Bauernaufstand 36km, 410hm
Die Arbeitslosen standen schon früh an den Straßenkreuzungen. Der Staat pochte - wie noch heute auf den Eingang der Steuern und Abgaben. Die Unterstützung der Arbeitslosen war gering. In dringenden Fällen gab es "Wohlu" (Wohlfahrtsunterstützung) die aber zurückgezahlt werden musste.
Am Morgen des 27. Juni 1932 wollte ein Gerichtsvollzieher bei einem Göbricher Bauern dessen Steuerschuld eintreiben. Gemeinsam mit einem Pforzheimer Metzger und zum Schutz mit Polizisten. Bauern und der ortsansässige Metzger waren aus Neugier ebenfalls zur Pfändung erschienen. Wie zu erwarten machte nur der fremde Metzger ein Gebot das aber nur der Steuerschuld entsprach. Die geringe Steuerschuld enstprach aber in keinster Weise dem Wert des Rindes. "Für dess Geld geht dess Rinnle net zum Stall naus, schlagedenne uffs Hirn nuff" - und so kam es zu einer handfesten Schlägerei. Die Göbricher Bauern wurden durch die anwesenden Polizisten verhaftet und im Rathaus eingesperrt.
Im Verlauf des Tages versammelte sich eine Menschenmenge vor dem Rathaus - der eigentlich nur an Sonntagen getrunkene und berauschende "Hansel" - Johannisbeermost heizte die Stimmung zusätzlich an.
Bauersfrauen stellten ein beachtliches Kontingent und erste Parolen wurden gerufen. "Lennt die Leit dohowwe naus", und erste Tumulte begannen. Mit gezogenem Gummiknüppel versuchten die eingeschlossenen Polizisten einen Ausfall aus dem Rarhaus.
Für die Belagerer war jetzt kein Halten mehr. Holzscheite und Pflastersteine wurden zu Wurfgeschossen. Erste Schüsse fielen, diese steigerten aber nur die Wut auf die Staatsgewalt. Die Polizei zog sich ins - inzwischen fensterscheibenlose Rathaus zurück. Da machte ein Gerücht die Runde, aus Pforzheim ist das Überfallkommando der Polizei angefordert worden. Kurzerhand wurden Barrikaden ums Rathaus gebaut. Kriegserfahrene Bauern gaben wertvolle Ratschläge. Jugendliche warfen die gesamte Staßenbeleuchtung in Scherben. Ganz Schlaue kappten die wenigen Telefonleitungen. "Lennt se nomme komme" war jetzt die Parole. Motorengeräusch kündigte das Überfallkomando an. Die Polizisten, Gewalt mit rechten und linken Schlägertrupps gewohnt waren über die massive Gegenwehr überrascht. Ein Hagel von Wurfgeschossen ging auf sie nieder und die ersten Schüsse über die Köpfe der Verteidiger fielen. Die eingebaute Kamera im einem der Polizeiwagen bannte alles auf Zelluloid was manchem später zum Verhängnis werden sollte. Eine Frau erlitt einen schweren Bauchschuß, Streifschüsse waren weniger dramatisch, einige Polizisten hatte zum Teil schwere Kopfverletzungen. Zu allem Unglück gerieten erste Barrikaden in Brand und die Flammen fanden in den Scheuern reichlich Nahrung. Mit Waffengewalt begann die Polizei sich den Weg zum Rathaus zu bahnen und die Aufständischen auf die Fahrzeuge zu verladen. Inzwischen trafen zwei Lastwagen, aus Karlsruhe mit Landespolizei und mit Maschinengewehren bewaffnet im Dorf ein. Weitere Polizeieinheiten besetzten am nächsten Morgen das ganze Dorf und die Kripo begann mit den Ermittlungen. Ein etwas beschränkter Dorfbewohner gab beim Verhör in seiner Angst wahllos Namen an, was zu weiteren Verhaftungen führte.
Eine Welle der Empörung ging durch das politisch geladene Land. Der Volkszorn richtete sich gegen den Pforzheimer Metzger, seine Metzgerei wurde völlig demoliert. Die Propaganda der Nazis und der Roten lief auf Hochtouren. Um die Häftlinge im Gefängnis kümmerten sich die extremen Parteien rührend.
Der Prozeß war der Regierung so wichtig um in vor dem Landesgericht in Karlsruhe stattfinden zu lassen. Die Nazis stellten den Angeklagten ihren Staranwalt Hans Frank zur Seite. Die Anklagepunkte lauteten: Aufruhr, Landfriedensbruch, Widerstand gegen die Staatsgewalt, Verletzung von Polizeibeamten und angeblicher Schußwaffengebrauch. Die Aussagen des geistig zurückgebliebeben Göbrichers wurden durch dessen ehemaligen Volksschullehrers, einem alten makellosenen Offizier entkräftet.Trotzdem lauteten die Urteile zwischen 3 und 7 Monaten Gefängnis. Glück im großen Unglück das dann folgen sollte: Nach der Machtübernahne durch die Nazis wurden die Verurteilten begnadigt.
Routenverlauf:
Dorfplatz, Genossenschaftsstraße, Autobahnviadukt, Waisenrainweg, Hohberg PF, Fa. Stöber,
Tierheim, Gewerbegebiet Obsthof, Radweg nach Kieselbronn, Gelände Hundesportverein Kieselbronn, vorbei am versunkenen Ort Neidlingen nach Göbrichen. Rathaus Göbrichen, Recyclinghof Göbrichen, Stein, Schalkenberg, Wendelin Kapelle, Jünglingsplatz Ispringen.